Ben Seel
Philosophie
Academia
Seit 2021 Kollegiat des Graduiertenkollegs „Normativität, Kritik, Wandel“, Freie Universität Berlin
2013-2020 M.A. Politische Theorie, Goethe University Frankfurt am Main
2014 Auslandssemester, New School for Social Research, New York
2009-2013 B.A. Geschichte und Politikwissenschaft, Universität Heidelberg
Tätigkeiten und Ehrenämter
2019-2020 Vertreter Deutschlands in der Advisory Group Learning and Teaching des Europäischen Hochschulraums
Seit 2015 Mitglied des Beirates des Bundes demokratischer Wissenschaftler*innen (BdWi)
2017-2020 Mitglied des Senats der Goethe Universität Frankfurt
2016-2019 Member of the Board of the European Students Union (ESU)
2015-2016 Vorstand des freien zusammenschlusses von student*innenschaften (fzs)
2011-2012 Mitglied des Senats der Universität Heidelberg
Konsequenzen einer materialistischen Geschichtsphilosophie
Mit einem Fokus auf die Auswirkungen der Rezeption der humanistischen Ideale der französischen Revolution vom 18. Jahrhundert bis heute widmet sich das Forschungsprojekt den modernen Zeitverständnissen, wie sie sich in der Folge des Denkens der Aufklärung herausgebildet haben. Ausgehend von der hegelschen Kritik der Aufklärung in der Phänomenologie des Geistes sowie der Geschichtsphilosophie der (frühen) kritischen Theorie geht das Projekt der Frage nach, wie die Prinzipien der Aufklärung des 17. und 18. Jahrhunderts und ihre politische Realisierung im Anschluss an die französische Revolution bis heute das Geschichtsdenken prägen. Dabei wird die These verfolgt, dass dem modernen Fortschrittsdenken eine abstrakte Rückprojektion eines unerreichbaren Anfangs der Geschichte zugrunde liegt. Diese Struktur wird als eine Konstellation von Widerstand und Wiederholung gefasst, welche eng mit christlichen Zeitvorstellungen verbunden ist.
Seinen Ausgang nimmt das Projekt von dem Bildungskapitel der Phänomenologie des Geistes und der darin enthaltenen Kommentierung der Beziehung der Aufklärung zu dem Terror in Folge der französischen Revolution, welchen Hegel als den "Schrecken" einer "absoluten Freiheit" beschreibt. Anschließend wird nach der Verarbeitung dieses Schreckens in der postrevolutionären Moderne gefragt, wobei sich interdisziplinäre Anschlüsse zu ästhetischen Verarbeitungen in Literatur, Theater und Film v.a. im Rahmen des Surrealismus ergeben. Die dem Schrecken zugrundeliegende Struktur abstrakter Humanität zeigt sich auch in der Grundstruktur des modernen Rechts und seiner immanenten Widersprüchlichkeit, welche die Rechtsentwicklung ausmacht. Anhand dieser Konstellationen sucht das Projekt aus der idealistischen Anlage der kantischen und hegelschen Philosophie eine materialistische Methodik der Geschichtsphilosophie und Geschichtskritik zu gewinnen, anhand derer sich die Antinomien eines selbstzerstörerischen Fortschrittsstrebens genealogisch untersuchen lassen. In Verbindung hegelianischer Motive mit Diagnosen der frühen kritischen Theorie und zeitgenössischen posthegelianischen Autorinnen sucht das Projekt anschließend das Geschichtsverständnis der Aufklärung selbst zu historisieren und darin einer überschreitenden Kritik zugänglich zu machen.
Forschungsinteressen:
- Kritische Theorie der Politik
- Staatsgeschichte und -kritik
- Hegels Sozial- und Rechtsphilosophie
- Ästhetische Formspiele bei Benjamin, Kafka und Kluge
- Ideengeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts